Stigmata Armenbegräbnis – Status bis in den Tod

Menschen, die sich ein Begräbnis nicht leisten können, erhalten Hilfe in Form eines Armenbegräbnis durch die jeweilige Gemeinde. Doch diese Hilfe fühlt sich zumindest in Wien nicht gut an. Angehörige werden stigmatisiert und fühlen sich allein gelassen.

Armenbegräbnis auf dem Vormarsch

Fast 1000 Armenbegräbnisse verzeichnet die Stadt Wien pro Jahr, Tendenz steigend. Immer mehr Menschen können sich eine Beerdigung nicht mehr leisten. Knapp 2000 Euro stellt die Stadt für so ein Begräbnis zur Verfügung. Die Aufträge werden per Ausschreibung vergeben und gehen letztlich an die Bestattung Wien. Mit den Kosten geben die Angehörigen allerdings auch ihre Rechte auf. Weder können sie innerhalb des Budgets mit entscheiden, noch werden Sie über Zeitpunkt und Ort der Beisetzung informiert. Ausschließlich im Internet gibt es die Möglichkeit, diese Daten abzufragen. Wer kein Internet hat, hat Pech gehabt.

Armenbegräbnis Wien

„Ich finde es unerhört, dass Menschen in einer Ausnahmesituation zusätzlich stigmatisiert werden. Die so Verstorbenen erhalten einen ärmlichen Sarg und ein Armenbegräbnis, welches als solches gekennzeichnet ist. Ein Brett mit dem Namen drauf und ein Haufen Erde sind alles was bleibt. Ich würde gerne den Gewinn wissen. Denn immerhin beträgt Budget und damit Umsatz mehrere Millionen Euro.“, so Jörg Bauer, Geschäftsführer der Bestattung Lichtblick.

Die Bestattung Lichtblick fordert hier ein Umdenken bei den Verantwortlichen. Es ist nicht zu argumentieren, warum Sozialbegräbnisse mit negativen Begrifflichkeiten versehen sein müssen. Der Armenfriedhof könnte einen neutralen Namen erhalten. Auch den Angehörigen kann man ein eingeschränktes Mitspracherecht einräumen. Zum Beispiel was die Art der Bestattung betrifft. Bei einer Kremation treten weit niedrigere Selbstkosten auf. So hätte man innerhalb des zur Verfügung stehenden Budgets mehr Gestaltungsraum und ein „netter“ Brief mit Ort, Datum und Zeit der Beisetzung könnte an die Angehörigen versendet werden.

„Die jetzige Vorgehensweise belastet die Ärmsten der Gesellschaft zusätzlich. Selbstvorwürfe sind die Folge. So wird die Trauer zusätzlich verstärkt, was erhebliche psychische Gefahren in sich birgt. Es ist schon an sich eine Schande, dass es in einem der reichsten Länder der Welt Armut gibt. Diese Menschen dann zusätzlich zu kennzeichnen bis in den Tod ist absolut verwerflich.“

Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir alles dem Gewinn unterwerfen. Wer hat, will noch mehr. Selbst Millionäre erliegen dem Mangeldenken und werden so nie zufrieden = glücklich. Und doch fragen wir uns ständig, was Glück eigentlich ist. Glück ist ein Paradoxon. Denn glücklich wird nur, wer glücklich macht. Kein Geheimnis. Doch fällt uns Geben scheinbar so schwer, dass wir nach einer anderen Lösung suchen, um glücklich zu werden. Das wir darin scheitern, zeigt auch der Zustand unseres Planeten. Glückliche Menschen begehen keinen Selbstmord.

Die Macher von Lichtblick sind angetreten um aufzuzeigen. Niemand ist während der gesamten Lebenszeit so nah am Tod wie der Bestatter. „Ich erledige meine Arbeit sehr bewusst und erkenne die winzige Zeitspanne, die wir Leben nennen. Und diese verbringen wir in einem vorgegebenen Ablauf. Über Jahrzehnte begeben wir uns in eine Situation der Abhängigkeit vom Staat, unserem Chef oder anderen. Unsere eigene Wahrnehmung wird von Kindesbeinen an derart eingeschränkt, dass wir bereit sind, ein nicht Artgerechtes Leben zu führen. Es wird Zeit, dass wir uns auf das besinnen, was wir eigentlich sind. Menschliche Wesen. Wir haben ein Verlangen nach bedingungsloser Liebe und viel Kraft, diese zu geben. Und Mitgefühl ist eine ureigene Eigenschaft des Menschen. Besinnen wir uns nur auf diese Kräfte, steht unserem Weg in anhaltendes Glück nichts mehr im Weg. Wir können unsere Art nur erhalten, wenn wir uns selbst und alle Anderen wertschätzen und wenn wir bereit sind zu teilen. Vor allem mit jenen, die selbst nichts zu teilen haben.“, so Bauer abschließend.

Lichtblick nimmt Politik in die Pflicht

Es wird Zeit, dass die Politik ihrer Hauptverantwortung gerecht wird. Das Verwalten unseres Reichtums zum Wohle aller Menschen in diesem Land. Ausgewogene Sozialsysteme, ein bedingungsloses Grundeinkommen von dem man leben kann und ein würdiger letzter Weg. Zusätzlich wäre eine neue Sprachweise innerhalb der politischen Gremien wünschenswert. Denn irgendwann werden die Trennungsmechanismen des Staates nicht mehr funktionieren und die Menschen werden erkennen, was richtig ist.

„Zum Schluss sind wir alle gleich. Wir haben nichts mitgebracht und wir können nichts mitnehmen. Selbst aufgeblasene Egos erlöschen wie eine Kerze im Wind.“

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